BeateNospickelMALEREI KERAMIK OBJEKTEJeder Mensch lebt seine eigene Wirklichkeit, in der er sich seine eigenen Wahrheit zurechtlegt. Wie das ausschaut, ist abhängig von inneren wie äußeren Faktoren. Die Zeit, in welcher der Mensch lebt, spielt eine große Rolle. In unserer schnelllebigen technikbesessenen und konsumorientierten Gegenwart müssen wir andere Mittel und Wege finden, um unseren Platz mitten im Chaos zu finden, als ein Mensch, der vor 200 Jahren an der Schwelle zum Industriezeitalter stand. Wichtig ist natürlich auch das kulturelle Umfeld, in das jeder ungefragt hineingeboren wird. Jemand, der 1970 in der DDR geboren wurde, wurde ganz anders gepolt, als jemand, der im Westteil Deutschlands mitten in die Studentenrevolten der 68er Generationen hineingeworfen wurde. Genauso wichtig ist das persönliche Umfeld und natürlich auch die eigene Persönlichkeit. Aus all diesen Einflüssen sucht sich das nicht kalkulierbare und unmessbare Ich eines jeden Menschen seinen Platz in dieser Welt. Es ist ein steter Kampf gegen Zwänge und Auflagen, gegen die Gesellschaft, gegen die Pflicht, zu leben und gut zu funktionieren. Es ist ein ständiger Kampf gegen Ungerechtigkeiten, Vorurteile, Brutalität und unreflektiertes Massendenken. Und natürlich auch um Liebe und Anerkennung und um ein gesundes soziales und familiäres Umfeld. Frauen artikulieren sich in diesen Punkten offener und reflektierter als Männer. Sie versuchen häufiger, die verhärteten Hüllen des gesellschaftlichen Kokons aufzubrechen. Beate Nospickel aus Ibbenbüren gehört dazu. In ihrem multiplen Werk spielt der Kokon eine wichtige Rolle. „Jeder Mensch erschafft sich seine eigene Realität. Der Kokon ist ein in sich geschlossenes System, welches autark funktioniert – wie der Mensch“, um es einmal mit den Worten der Künstlerin zu formulieren. Der Kokon begegnet uns als länglich ovales Bildformat, in den nackte Frauenkörper wie hineingepresst wurden. „World“, „Emancipation“ und „1968“ sind lesbare Weg- und Richtungsweiser für die Gedanken, die dahinter stecken. Mit der Jahreszahl verbinden viele den Beginn der Befreiung der Frau in der Gesellschaft, das Ausbrechen aus den festgezurrten, häufig von Männern aufgestellten Regeln der Gesellschaft. Ganz andere Kokons legt sie über die Abdrücke von Puppengesichtern, die sie wie in der wunderbaren Brotvermehrung der Bibel zu endlos verlängerbaren Reihen von Mehrlingen nebeneinander setzte. Wohlsortiert in Reih und Glied schauen sie uns in unschuldigem Weiß an. Manche sind gefangen in einer durchsichtigen Hülle, die mit Attributen der Befindlichkeiten abgestempelt sind. „Free“ oder „salonfähig“ wölbt sich in Stempelform über Puppenköpfe wie eine gesellschaftliche Schutzhülle. Können wir wirklich frei sein? Oder sollten wir lieber Salonfähig sein? Was heißt das eigentlich? Lassen Sie mich mit einem Zitat des Bildhauers Alberto Giacometti aus dem Jahr 1957 antworten: „Gewiss mache ich Bilder und Plastiken, und das seit jeher, seit ich zum ersten Mal gezeichnet und gemalt habe, um die Wirklichkeit zu fassen zu kriegen, um mich zu verteidigen, um mich zu nähren und zu wachsen, um kräftiger zu werden, mich besser verteidigen und besser angreifen zu können, um dranzubleiben, um in jeder Beziehung und in alle Richtungen soweit wie möglich voranzukommen, um mich vor Hunger, Kälte und Tod zu schützen, um so frei wie nur möglich zu sein, um zu versuchen …, das, was mich umgibt, besser zu sehen und zu verstehen, die Dinge besser zu verstehen, um so frei und so wuchtig wie möglich zu sein, um mich zu verausgaben, mich in dem, was ich schaffe, so stark wie möglich zu verausgaben, um mein Abenteuer zu wagen, um neue Welten zu entdecken, um meinen eigenen Kampf zu führen, aus Spaß ?, aus Freude? Am Kampf, aus Spaß am Gewinnen und Verlieren.“ Als ich dieses langatmige Bandwurmzitat las, kam es mir vor, als wenn Frau Nospickel das heute gesagt hätte. Auch sie sucht und kämpft mit den Mitteln der Kunst. Auch sie will nicht in eine feste Form gepresst werden. Allein die technische Vielfalt und die vielseitige künstlerische Ausdruckskraft, mit der sie zu uns, dem Betrachter, spricht, hebt sie ab von vielen anderen Künstlern, die es nicht schaffen, aus dem Kokon ihres Stils auszubrechen. Beate Nospickel ist auf Umwegen zur öffentlichen Präsentation ihrer Kunst gekommen. 1962 wurde sie in Ibbenbüren geboren. Gemalt, gezeichnet, plastisch gearbeitet hat sie immer, nur blühten ihre Früchte im Verborgenen. Erst 1996 wagte sie den Schritt nach draußen an die Öffentlichkeit. Für die Stadt Ibbenbüren gestaltete sie Tontafeln für denkmalgeschützte Gebäude. Nach der Jahrtausendwende war für die Autodidaktin kein Halten mehr. Sie arbeitete als Kursleiterin für Keramik, wurde Mitglied im kunstWERK e.V., im Atelier 10, seit 2007 in der Produzentengalerie „Eigen-Art“ in Rheine. Seit 2009 ist sie außerdem Mitglied im KünstlerinnenForum MünsterLand e.V.. Bis 2006 war sie, unter anderem in der Sommerakademie und im Gaststudium bei Professor Hartmut Girke an der Universität in Osnabrück. Beate Nospickel ist keine weltverbessernde Feministin. Sie ist vielmehr eine Frau, die das Leben bewusst hinterfragt. Sie übernimmt keine fertigen Meinungen. Sie sucht sich ihre eigenen Wahrheiten. „Die Glücklichen sind neugierig“, äußerte einst Friedrich Nietzsche. Frau Nospickel hat er natürlich nicht gekannt, aber sie ist neugierig und damit auch offensichtlich glücklich. Copyreight:Elvira Meisel-KemperKunsthistorikerin / JournalistinVon-Braun-Straße 67- Publikationen48683 Ahaus- PresseTel: 02561 962998- ÖffentlichkeitsarbeitFax: 02561 866535- AusstellungenMobil: 016099083464- Seminaree.meisel-kemper@t-online.de- Vorträge Rede zur Eröffnung der Ausstellung “Wahrheitsfilter”auf Einladung des Kulturvereins Borgholzhausen e.V.im Piumer Rathaus in Borgholzhausen, 17. März 2010.Eine Einführung von Elvira Meisel-KemperKunsthistorikerin und Journalistin aus Ahaus.HK - 17.3.2010 “Wahrheitsfilter”Rathaus - BorgholzhausenMZ - 28.9.2010 “Wahrheitsfilter”Galerie Eigen-Art - Rheine“Bindung und Ver-Bindungen”MZ - 6.3.2007MVZ - 5.3.2007“Bindung und Ver-Bindungen”“Bindung und Ver-Bindungen”IVZ - 1.3.2007Torhaus Legge TecklenburgIVZ - 4.6.2008 “SitzStückeGalerie Eigen-Art RheineMZ - 28.2.2009 “Beobachtungen”zum Lesen Button anklickenPortrait: GER - 3.1.2011 “Bunker bei Egmond”MVZ - 1.3.2008 zum Ansehen Button anklickenInternet-Fernseh-Beitrag zum “Tatort Kunst” Wettringen 2.10.2010 Skulpturen im Garten